CDU will Schwimmlernoffensive institutionalisieren

Sichere Schwimmfähigkeit als Ziel definieren

17.10.2022, 13:49 Uhr

Die CDU-Fraktion im Bad Wünnenberger Stadtrat setzt sich weiter für die Schwimmfähigkeit von Kindern und Jugendlichen ein. Nach der von der CDU initiierten Idee der Schwimmlernoffensive aus dem Sommer 2021 soll als nächstes die sichere Schwimmfähigkeit in den Blick genommen werden. So sollen durch eine ganzheitliche Strategie von Stadtverwaltung, DLRG, den Schulen, Kindergärten sowie der Schulsozialarbeit die Grundlagen geschaffen werden, dass spätestens nach dem Abschluss der sechsten Klasse alle Schülerinnen und Schüler als sichere Schwimmer gelten. Laut DLRG und Kultusministerkonferenz gilt als sicherer Schwimmer, wer die Anforderungen des Schwimmabzeichens in Bronze (früher Freischwimmer) erfüllt. Den vollständigen Antrag, der im Familien-, Jugend-, Sport- und Kulturausschuss gestellt wird, finden Sie hier:

Antrag der CDU-Fraktion:

Der Familien-, Jugend-, Sport- und Kulturausschuss beauftragt die Stadtverwaltung, die Schwimmlernoffensive zu institutionalisieren und dadurch die Befähigung zum sicheren Schwimmen von Kindern und Jugendlichen durch ein ganzheitliches strategisches Handeln zu fördern. Die Stadt Bad Wünnenberg macht es sich zum Ziel, gemeinsam mit den Schulen und der DLRG Strukturen zu schaffen, damit jedes Kind spätestens nach Abschluss des sechsten Schuljahres die Befähigung zum sicheren Schwimmen erlangt.

Dazu wird die Stadtverwaltung im ersten Schritt aufgefordert, ein Gesprächsformat wie beispielsweise einen „runden Tisch“ mit den wesentlichen Akteuren zu initiieren. Zu den wesentlichen Akteuren zählen u.a. die hauptamtlichen Bademeister, die DLRG Ortsgruppe Bad Wünnenberg, die städtischen Schulen sowie die Kindergärten und Offene Jugendarbeit.

Begründung:

Laut einer repräsentativen Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag der DLRG wurde 2017 festgestellt, dass deutschlandweit fast 60 % der Zehnjährigen keine sicheren Schwimmer sind. Diese Situation wurde durch die COVID-19-Pandemie und deren Folgen verschärft. Als kurzfristige Gegenmaßnahme hat der Rat der Stadt Bad Wünnenberg im Mai 2021 die Stadtverwaltung mit der Initiierung einer Schwimmlernoffensive beauftragt. Durch diese konzertierte Aktion, in der sowohl durch die Verwaltung als auch das Ehrenamt – insbesondere der DLRG Ortsgruppe Bad Wünnenberg – zahlreiche Schwimmkursplätze bereitgestellt werden konnten, haben ca. 300 Kinder ein Kursangebot zur Erlangung des „Seepferdchens“ bekommen können. Für eine Kleinstadt von gut 12.500 Einwohnern ist diese gemeinsame Kraftanstrengung ein enormer Erfolg und unterstreicht die Familienfreundlichkeit der Kommune sowie das herausragende ehrenamtliche Engagement.

Dennoch können die Erfolge der Schwimmlernoffensive nicht darüber hinwegtäuschen, dass es bereits vor der COVID-19-Pandemie zu viele Nichtschwimmer bzw. nicht sichere Schwimmer gab, was auch aus fehlenden Strukturen resultierte. Ebenso sind Kinder und Jugendliche nach der Abnahme des „Seepferdchens“ noch nicht als sichere Schwimmer anzusehen. Laut eines Berichts des Westfalen Blatts vom 12. September 2022 können lediglich 37 % der Schüler im Kreis Paderborn nach Abschluss der vierten Klasse sicher schwimmen. Aus diesem Grund wollen wir nach der Schwimmlernoffensive nun den nächsten Schritt gehen und die zunächst als konzertierte Maßnahme gedachte Schwimmlernoffensive institutionalisieren mit dem Ziel, Strukturen zu schaffen, damit jedes Kind in Bad Wünnenberg spätestens nach Abschluss der sechsten Klasse sicherer Schwimmer ist.

Neben der DLRG und den hauptamtlichen Bademeistern sind die Schulen als wichtige Akteure anzusehen. Ebenso sollten frühzeitig die Kindergärten involviert werden, um eine möglichst frühe Wassergewöhnung zu gewährleisten. Wie und ob überhaupt Wasserzeiten in den Kindergartenalltag integriert werden können, ist mit den zuständigen Leitungen zu besprechen. Darüber hinaus sind zur Zielerreichung auch die Mitarbeiterinnen der Offenen Jugendarbeit zu konsultieren. Die Strategieerarbeitung soll zunächst mithilfe eines Gesprächsformates wie beispielsweise eines „runden Tisches“ erfolgen, in der relevante Akteure durch die Stadt zusammengebracht werden. Neben der Bereitstellung von Wasserzeiten, angemessenen Strukturen für Ehrenamtler sowie deren Akquise sollten auch die Planung von Schwimmzeiten im Schulunterricht sowie zugehörige Busfahrpläne bzw. Sonderfahrten betrachtet werden. Ebenso ist der Einsatz von FSJ-Stellen und Schwimmassistenzen gemeinsam mit der DLRG und dem SSV (sowie bei Bedarf dem KSB) zu besprechen.  

Als Positivbeispiel für eine ganzheitliche Strategie kann die seit 2011 existierende „Schulschwimm-Initiative Paderborn“ betrachtet werden. Ob sich ein derartiges Konzept aus einer Großstadt auch auf eine Kleinstadt übertragen lässt, ist zu diskutieren. 

Zur Bedeutung des Schwimmens:

Die politischen Bemühungen für die möglichst lückenlose Befähigung zum sicheren Schwimmen resultiert nicht nur aus dem Gedanken der Sport- und Gesundheitsförderung. Schwimmen ist eine Kulturtechnik, die sowohl aus pädagogischer, medizinisch-prophylaktischer als auch unfallvorbeugender Betrachtung wichtige Funktionen innehat.

Wasser ist ein einzigartiger Bewegungsraum, der die körperliche und motorische – und damit verknüpft die psychische und soziale – Entwicklung von Kindern und Jugendlichen positiv beeinflussen kann. Durch seine physikalische Beschaffenheit ermöglicht der Bewegungsraum Wasser seinen Nutzern neue positive Körper- und Bewegungserfahrungen und bietet Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen oftmals Teilhabe an Sport- und Bewegungsaktivitäten, die an Land nicht möglich wären.

Darüber hinaus ist die sichere Schwimmfähigkeit aus unfallvorbeugender Sicht notwendig und besitzt im Ernstfall sogar eine lebensrettende Wirkung. Bei ca. 299 Todesfällen in Deutschland im Coronajahr 2021 ist dieser Faktor leider nicht zu unterschätzen.

Daneben hat das Schwimmen ebenso einen unbestreitbaren gesundheitsfördernden und freizeitrelevanten Wert, der die Lebensqualität deutlich verbessern kann.

Schwimmen hat dementsprechend eine gesamtgesellschaftlich relevante Dimension. Aus diesen Gründen ist ein besonderes Augenmerk der Politik für das Themenfeld Schwimmen geboten.